Spaziergang durch die UNESCO-stadt Bordeaux
Bordeaux kann sich sehen lassen. Die atemberaubende klassische und neoklassizistische Architektur, die die Stadt seit zwei Jahrhunderten zur Schau stellt, ist ein echter Blickfang. Der Wert dieses Kulturerbe-Ensembles aus dem 18. Jahrhundert wurde 2007 mit einer Eintragung auf die prestigeträchtige Liste des Weltkulturerbes der UNESCO anerkannt. Bordeaux ruht sich jedoch nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern verfolgt weiterhin seine Stadtentwicklung, die 1996 vom damaligen Bürgermeister Alain Juppé initiiert wurde. Seitdem hat sich die Stadt ordentlich herausgeputzt, um sich in einem noch besseren Licht präsentieren zu können.
Heute zählt Bordeaux mehr als 350 denkmalgeschützte Bauwerke, darunter drei religiöse Bauten, die seit 1998 im Rahmen des Jakobswegs auf der Weltkulturerbe-Liste stehen. Die Besonderheit liegt dabei im Umfang des denkmalgeschützten Bereichs: Dieser umfasst insgesamt 1810 Hektar und somit fast die Hälfte der Stadtfläche. Darüber hinaus gehört das gesamte Stadtgebiet von Bordeaux außerhalb der Boulevards sowie acht angrenzende Gemeinden zu einer erweiterten Kulturerbe-Zone („zone de sensibilité patrimoniale“), die ebenfalls anerkannt wurde.
Folgen Sie den Bronzeplatten, die auf unserem Rundgang als Wegweiser dienen, um Bordeaux in all seiner Pracht kennenzulernen. Im Rahmen dieses Rundgangs, den Sie ganz selbstständig absolvieren können, erwarten Sie prächtige Herrenhäuser, beeindruckende Residenzen, monumentale Türen und Fassaden. Diese zeugen vom großen Umfang der Bauarbeiten, die der Intendant Tourny und seine Nachfolger unternommen haben. Los geht’s!
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BORDEAUX, EIN MONUMENTALES MEISTERWERK
Es überragt mit seinen 43 Metern Höhe den größten Platz Europas. Auch wenn sein Name dies vermuten lässt, wurde das Monument aux Girondins nicht zu Ehren der berühmten Fußballmannschaft von Bordeaux errichtet! Es wurde zwischen 1894 und 1902 gebaut und erinnert an die Abgeordneten der Girondisten, die der Schreckensherrschaft während der Französischen Revolution zum Opfer gefallen sind. Auf der Spitze der Säule thront die Statue „La Liberté“ (die Freiheit), die ihre Ketten sprengt, und die von vielen Stellen der Stadt aus zu sehen ist. Am Fuß der Säule befinden sich weitere Skulpturen und Brunnen aus Bronze, die an heißen Tagen für eine angenehme Abkühlung sorgen. Das Monument aux Girondins ist seit 2011 denkmalgeschützt und eine der am meisten fotografierten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Sehen Sie sich dieses alte Herrenhaus in unmittelbarer Nähe des Place des Quinconces einmal genauer an. Wie würden Sie es beschreiben? Entworfen wurde es vom Architekten Victor Louis im Jahr 1789. Es erinnert von der Form her an einen Schiffsbug, so als wolle es den nahe gelegenen Ozean grüßen. Falls Sie bereits New York besucht haben, stellen Sie bestimmt eine Ähnlichkeit mit dem Flatiron Building fest. In diesem Wahrzeichen von Bordeaux befand sich früher ein Kino und die erste Citroën-Filiale Frankreichs. Seit 1948 befindet sich dort im Erdgeschoss der Sitz des Conseil Interprofessionnel du Vin (Weinwirtschaftsverband) von Bordeaux sowie dessen Weinbar.
Nur einen Katzensprung von der Maison Gobineau entfernt, zeigt das Grand Théâtre erneut die Baukunst des Architekten Victor Louis. Dieser Tempel der Schauspielkunst wurde 1790 eigeweiht und mutet von innen genauso majestätisch an wie von außen. 1899 wurde das Theater unter Denkmalschutz gestellt und ist der Sitz der Nationaloper von Bordeaux. Lassen Sie Ihren Blick nach oben schweifen und bewundern Sie den Portikus mit seinen zwölf Steinstatuen (9 Musen und 3 Göttinnen: Minerva, Venus und Juno). Dieser lässt erahnen, was die Besucher im Inneren erwartet. Trauen Sie sich ruhig, die Tür aufzustoßen und die wunderschöne Ehrentreppe zu betrachten, die dem Architekten der Opéra Garnier in Paris als Modell diente.
Der Spaziergang führt Sie nun auf den Place du Chapelet, auf dem sich die Kirche Notre-Dame (früher Saint-Dominique) befindet. Sie ist in einem für die Zeit der Gegenreformation typischen Barockstil gehalten und wurde 1908 unter Denkmalschutz gestellt. Ihrem Orgelprospekt wurde diese Ehre 1971 zuteil. Die Kirche wurde 1707 fertiggestellt – ihr Alter sieht man ihr dank einer Komplettrenovierung durch den Dienst der Monuments Historiques im Jahr 1982 allerdings nicht an. Dank ihrer außergewöhnlichen Akustik finden dort regelmäßig Konzerte statt. Auch der Außenbereich ist sehr beliebt und diente bereits zahlreichen Filmen als Kulisse.
Vor der Tür ist draußen, wie man so schön sagt. Ein Glück also, dass sich dieses große Tor auf den neuen Place Gambetta öffnet. Während der Römerzeit war es das westliche Eingangstor zur Stadt und wurde zwischen 1748 und 1753 von Michel Voisin wiederaufgebaut. Unter Ludwig XV. nannte man das Tor zu Ehren des Dauphins und zukünftigen Königs Ludwig XVI. in Porte Dauphine um. Von seiner königlichen Verpflichtung ist es mittlerweile enthoben, und so thront das Tor am Anfang (oder dem Ende) der gleichnamigen Straße und lässt sich den ganzen Tag über von Einheimischen und Besuchern bewundern. Das Tor wurde 1921 unter Denkmalschutz gestellt.
Der Palais Rohan wurde zwischen 1771 und 1784 erbaut und hat in seinen luxuriösen Salons schon viele illustre Persönlichkeiten empfangen. Der elegante Bau war Wohnsitz des Erzbischofs (1784), Sitz der Departement-Verwaltung, Sitz des Revolutionsgerichts (1791), Präfektur der Gironde (1800), kaiserlicher Palast Napoleons I. (1808), königlicher Wohnsitz unter Ludwig XVIII. (1815) und setzt seit 1837 seine brillante Karriere als Rathaus von Bordeaux fort. Der Palast ist in einem neoklassizistischen Monumentalstil gehalten und ist seit 1997 doppelt denkmalgeschützt: So ist einerseits der Palast mit seinem Ehrenhof als „Monument Historique“ eingetragen. Zudem sind mehrere Räume im Erdgeschoss, die Fassaden und die Dächer denkmalgeschützt.
Neben dem Palais Rohan hat auch die Kathedrale Saint-André viele berühmte Menschen kommen und gehen sehen. So wurde dieses Gotteshaus unter anderem für zwei königliche Hochzeiten ausgewählt: die von Eleonore von Aquitanien mit dem zukünftigen König Ludwig VII. sowie die von Ludwig XIII mit Anna von Österreich. Gebaut wurde die Kathedrale im gotischen Stil vom 12. bis zum 16. Jahrhundert. Sie besitzt einen der wichtigsten Prospekte Frankreichs (15 Meter), der ebenfalls denkmalgeschützt ist. Nur wenige Meter vom Vorplatz entfernt, sehen Sie den Tour Pey Berland, einen Glockenturm aus dem 15. Jahrhundert, der mit seinen 66 Metern Höhe über die Stadt wacht. Wer den Mut hat, die 233 Stufen zur Spitze zu erklimmen, darf sich auf eine atemberaubende Aussicht freuen.
Es war einmal eine wunderschöne Region im Südwesten Frankreichs namens Aquitanien. Um spielerisch alles über ihre Geschichte zu erfahren, brauchen Sie nur eine Eintrittskarte für das Musée d’Aquitaine zu kaufen. Unweit vom Stadtkern gelegen, erzählt Ihnen dieser Ort Wissenswertes über Bordeaux und seine Region, von der Urzeit bis hin zur Gegenwart. Neben der Dauerstellung, die rund 70.000 Ausstellungsstücke umfasst, bieten Wanderausstellungen eine neue Sicht auf die Region, die heute den Namen Nouvelle-Aquitaine trägt.
Wussten Sie schon? Dieser historische Glockenturm läutet nur an ganz bestimmten Tagen. Seine große Glocke, die Grosse Cloche, erklingt nur wenige Male pro Jahr: am 1. Mai, 8. Mai, 14. Juli, 28. August, 11. November und am 1. Sonntag jedes Monats um 12 Uhr. Die Grosse Cloche wiegt um die 7800 kg. Sie wurde 1775 gegossen und lebt in trauter Zweisamkeit mit einem goldenen Löwen (Zeichen der Könige von England), der auf der Spitze des Turms thront. Heute stellt das Monument den letzten noch erhaltenen Teil des alten Verteidigungstors aus dem 13. Jahrhundert dar.
Kinder laufen umher, Gelächter erfüllt die Luft und während Straßenmusiker ein Lied anstimmen, sitzt eng umschlungen ein Pärchen auf einer Parkbank: Auf dem Place Fernand-Lafargue herrscht immer eine ausgelassene, fröhliche Stimmung. Man kann es sich kaum vorstellen, dass vor einigen Jahrhunderten genau an dieser Stelle ein Pranger für Angst und Schrecken sorgte. Dieser Ort der Folter war auch ein Platz, an dem sich Lebensmittel aller Art einkaufen ließen. Die Stände mit Fisch, Fleisch und anderen Produkten haben das Folterinstrument schließlich verdrängt. Seitdem hat sich der Platz zu einem der beliebtesten Orte der Stadt gemausert!
Nachdem Sie bereits die Porte Dijeaux kennengelernt haben, geht es nun weiter mit der schönen Porte Cailhau! Das Tor wurde zwischen 1493 und 1496 erbaut und war zu jener Zeit auf der Seite der Garonne der Haupteingang zur Stadt. Es wird ebenfalls „Porte du Palais“ (Palast-Tor) genannt und spielte eine Rolle in der Verteidigung der Stadt sowie als Triumphbogen zur Zeit des französischen Königs Karl VIII. Eine Nische mit dem Bildnis des gekrönten Hauptes ist übrigens immer noch zu sehen. Das Tor wurde bereits 1883 unter Denkmalschutz gestellt und ist heute für Besucher geöffnet, die mehr über seine Geschichte erfahren wollen.
Die Kirche Saint-Pierre befindet sich heute zwar mitten im Gewirr der kleinen Gässchen der Altstadt von Bordeaux, früher stand sie jedoch nah am Wasser! Sie wurde im 14. und 15. Jahrhundert in der Nähe des Flusses Devèze und der Einmündung zur Garonne erbaut und diente lange Zeit als Hafenkirche. Sie wurde 1358 wiederaufgebaut, 1882 umgebaut und 1908 schließlich auf die Liste der geschützten Denkmäler der UNESCO aufgenommen.
Bordeaux hat viele schöne Plätze, die alle ihre eigene Geschichte erzählen. Der Place du Parlement beispielsweise entführt sie architektonisch nach Italien. Er wurde 1754 im Viertel Saint-Pierre erbaut und wird von Gebäuden mit prächtigen Fassaden aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gesäumt. In seiner Mitte wurde 1865 ein Brunnen im neogotischen Stil hinzufügt. Wie alle anderen Plätze der Stadt auch hat der Place du Parlement über die Jahre viel erlebt. So trug er ursprünglich den Namen Marché Royal, wurde während der Revolution dann in Place de la Liberté und schließlich in Place du Parlement umbenannt, um an die Institution zu erinnern, die 1790 dort abgeschafft wurde. Er steht seit 1952 unter Denkmalschutz.
Wer den Place de la Bourse betritt, fühlt sich in die Zeit der Aufklärung zurückversetzt. Wenn man die Augen schließt, könnte man sich fast einbilden, das Geräusch von vorbeifahrenden Kutschen auf den Pflastersteinen zu hören. Herzlich willkommen auf dem bekanntesten Platz von Bordeaux! Der Place de la Bourse, ursprünglich Place Royale, wurde von 1730 bis 1755 erbaut. Er befindet sich gegenüber von der Garonne, und seine prunkvollen Gebäude spiegeln sich im Wasser des Miroir d’Eau wider. Neben dem Palais de la Bourse (Handelskammer) und dem Hôtel des Douanes gibt es im Zentrum dieses ersten offenen Platzes Europas noch den Brunnen Trois Grâces (1869) zu bestaunen.
Die Frage nach dem größten Wasserspiegel der Welt dürfte nach einer Stippvisite beim Miroir d’Eau schnell geklärt sein. Mit seinen 3450 m2 Fläche und seinem 800 m3 großen Wasserspeicher führt der Miroir d’Eau von Bordeaux die Spitze des Klassements an. Eingeweiht wurde er 2006 und ist seitdem ein Schlüsselelement der von Alain Juppé initiierten Neugestaltung der Quais. Sein Blick auf die Garonne und den Place de la Bourse machen den Miroir zu einem der schönsten und berühmtesten Wasserspiegel Frankreichs. Seit seines Baus ist er zu einem der Symbole der Stadt avanciert und zu einem beliebten Treffpunkt geworden – für Einheimische und Besucher gleichermaßen.
Points d'intérêts
39 Rue Bouffard, 33000 Bordeaux, France
Diese Welterbestätte stellt moderne Kunst in den Mittelpunkt und präsentiert Designer-Kunstwerke und -Ausstellungen. 2018 wurden die beiden Gebäude, in denen das Museum untergebracht ist – ein Herrenhaus aus der Zeit des Ancien Régime sowie ein Gefängnis aus dem 19. Jahrhundert – unter Denkmalschutz gestellt.
Rue Sainte-Catherine, 33000 Bordeaux
Die Rue Sainte-Catherine ist seit 1984 nur noch Fußgängern vorbehalten. Sie durchquert die Innenstadt auf einer Nord-Süd-Achse und verbindet den Place de la Comédie, wo das Grand Théâtre steht, mit dem Place de la Victoire und der Colonne Theimer. Zahlreiche große, nationale Marken sind hier zu finden sowie unzählige Cafés und kleine Restaurants, die zu einer wohlverdienten Pause einladen.
1 Place de la Bourse, 33000 Bordeaux
Das Musée National des Douanes befindet sich im Hôtel des Fermes du Roi, einem architektonischen Prunkstück aus dem Bordeaux des 18. Jahrhunderts. Es säumt den Place de la Bourse, den einzigen maritimen Platz Frankreichs. Das Museum wurde ursprünglich erbaut, um die „Ferme Générale“ unterzubringen, die Vorgängerinstitution des Zolls. Diese erhob Steuern im Namen des Königs. Die Zollverwaltung hat dort ihren Sitz seit nunmehr über zwei Jahrhunderten.
33000 Bordeaux
Die Quais de Bordeaux sind eins der schönsten Beispiele für städtisches Kulturerbe in der ganzen Welt und stellen Fassaden aus dem 18. Jahrhundert zur Schau. Zahlreiche der zugehörigen Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Auf den Wiesen, in den Parks und Gärten und entlang der Garonne laden die Quais zum Entspannen, Shoppen und Spazieren ein, sei es zu Fuß oder per Fahrrad.
7 Rue Ferrere, 33000 Bordeaux
Das CAPC hat sich sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene einen Namen in der Kulturszene gemacht und wurde 2002 mit dem Gütesiegel „Musée de France“ ausgezeichnet. Das ganze Jahr über bietet das Museum ein reichhaltiges Programm mit Wanderausstellungen und Vorführungen sowie zahlreichen kulturellen und pädagogischen Veranstaltungen an.